Kunstvolles Kochi

Bei Fremdsprachen geht es darum, verstanden zu werden.
schilder

Kochi ist wie Köln ein magischer Ort.
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Der Reiseführer findet die malerischen Fischerboote am Strand besonders sehenswert. Das war nicht das Erste, was uns auffiel.
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Sofort beginnen wir hochzurechnen, wie viel Kunstkrebse man mit dem Rest vom Müll am Strand noch bauen könnte.
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Für Anne war es eine ausgesprochen stressige Reise. Immer. Zu jeder Zeit.
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Diese Ziege weiß: Zu viele Kokosnüsse und dir fallen die Haare am Arsch aus.
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Noch ein bisschen Reismehl ins Gesicht, ein leidender Ausdruck – und Petras Modelkarriere steht nichts mehr im Weg.
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Die Worte „no photos please“ erreichten Petra in diesem Antiquitätenhandel erst mit Verzögerung.
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Was bei uns als Bikertreffen gilt, ist in Kochi höchstens normaler Stadtverkehr.
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Ein perfektes Plakat für die Ruhezone in der Deutschen Bahn.
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Anne versucht auf alle möglichen Arten von dem Geldpaket um ihre Körpermitte abzulenken.
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Mit dem Blick auf ihr inzwischen khakifarbenes Hemd findet Petra weiß eine gewagte Farbe für eine Schuluniform.
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Büstenhalter und Ave Maria liegen manchmal nah beieinander.
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Braucht es erst eine Biennale, um die Stadt zu verschönern? Petra packt für zu Hause schon mal die Sprühdosen in ihren Rucksack.
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Für Anne eine besonders schöne Darstellung einer einheimischen Taubenart.
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Die Duschen im Hotel Seagull erscheinen uns etwas überdimensioniert.
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In Kochi gibt es derzeit einen regelrechten Run auf die Kunst.
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Wahn und Kunst gehören unbedingt zusammen.
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Kunst ist als solche nicht immer zu erkennen, darf aber nicht berührt werden. Petra, kurz bevor sie von Uniformierten davongeschleppt wird.
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Der Weg in die Kunstgazetten der Welt führt für Kölner am einfachsten über die rote Nase.
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Ist das noch Rampenlicht oder schon Kunst?
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Kleiner Rabe Nimmersatt.
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Der alte Rabe und das Meer
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Abraxas am Abgrund.
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Der Rabe weist aus ornithologischen Gründen darauf hin, dass es sich bei ihm um eine Krähe handelt.
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Backwaters: Backbord und Steuerbord

Kollam ist sehr hässlich. Die Landschaft drumrum geht so.
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Einigen gehen die Backwaters wirklich am Arsch vorbei.
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Malerische Ansichten sind schön, machen aber dem Modell viel Arbeit.
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Boah, ist das übertrieben. Jetzt muss es sich auch noch spiegeln.
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Endlich: eine hässliche Brücke.
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Über rosa Brücken musst du gehen. Jedenfalls, wenn du zum Ashram willst.
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Bridge über untroubled water.
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Anne wurde eingesperrt. Aber Schwamm drüber.
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Entgegen anderslautenden Gerüchten hat Petra zwei Tage im Ashram verbracht. Nicht in der Ausnüchterungszelle der örtlichen Polizei.
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Am ashrameigenen Strandabschnitt kommt die frische Brise vom Meer, nicht vom Müll.
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Bei so viel Spiritualität fühlt sich Petra ganz klein.
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Der Clown weiß: Wir sind alle nur Sandkörner am Strand des Lebens.
Und aus einigen von uns werden Lingams.
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Petra bedauert es ausgesprochen, den Ashram verlassen zu müssen.
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Warteschlange am chinesischen Fischernetz für alle, die das Seafood-Menü gewählt haben.
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Das müssen Petras Fans sein. Denn Annes sind grau und heißen Tauben.
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Für Hindus wird das Mittagessen gleich mit der Tageszeitung ausgeliefert: äußerlich und räumlich nah beieinander – geschmacklich liegen Welten dazwischen.
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Als Seemann ist man auf den Backwaters Mädchen für alles: Auch für Seerosen, die sich in der Schiffsschraube verheddern.
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Nix als Landschaft. Auch bei Sonnenuntergang sosolala.
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Auf einem Jahrmarkt in Alleppey treffen wir Petras Lieblingsdiscostars aus den Siebzigern.
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Noch Fragen?
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Kokosnusskäfer werden bis zu zwei Meter groß. Leider können wir das nicht beweisen.
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Die Backwaters versprühen an manchen Tagen den stillen Charme einer sechsspurigen Autobahn.
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Willkommen bei unserem Bootsmann daheim. Mutti hat gekocht.
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Die Reiskantine ist gleich nebenan.
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Anne hat die Nase heute passend zum Hut ihrer Mitreisenden gewählt.
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Suchbild mit Reihern.
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Heinz, isch sage dir: Dat Wasser wird auch nit frischer.
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Samosa-Drive-In.
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Landschaft, Landschaft, Landschaft. Wann sind wir endlich wieder in Kölle?
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Plötzlich fällt Petra auf: Das Boot könnte mal wieder gestrichen werden.
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Noch glaubt Petra, dass Anne sie nicht belogen hat, als sie sagte: Es gibt nur ein Paddel.
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Och nee, ne?
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Bei diesem Anblick denkt Anne spontan an ihre Waschmaschine.
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Arbeit und Muse liegen dicht beieinander.
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Erna, halt die Kinder zusammen. Dat Floß kütt.
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Man glaubt es kaum, aber dies ist ein Kanal.
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Frohe Weihnachten.
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Dies ist der Beginn einer gierigen Zeit.
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Die Kleinfamilie und die große, dicke Frau.
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Noch mal: Schönes Fest!
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Wein, Weib, Varkala

Unser Zug sticht aus den Fortbewegungsmitteln Indiens sofort heraus. Er ist genauso bequem und sauber wie er rosa ist und von einem Einhorn gezogen wird.
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Selbst durch den roten Nasenfilter kann dieses Reisegruppenmitglied die Zugtoilette riechen.
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Diese Menschen wissen, wo sie einsteigen.
Wir wüssten gerne, wo wir aussteigen.
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In Varkala angekommen überlegen wir sofort ein Remake von „The Fog – Nebel des Grauens“ zu drehen. Dann fallen uns nach der langen Zugfahrt die Augen zu.
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Strandbesucher nehmen sich bei der Ankunft ein Wattebäuschchen, um sich den Schweiß abzutupfen.
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Petra hat sich für das günstige Shopping an der Promenade extra einen großen Rucksack mitgebracht.
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Unser Hotel liegt in praktischer Nähe zum Friedhof.
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Auch hier liegt das Vogelreservat direkt neben der Müllkippe.
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Während die anderen Tauben im Sand umhertollten, hatte Winfried immer ein Auge auf ihre Badelatschen.
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Manche Menschen machen wirklich alles, nur damit man am Strand nicht ihre Cellulite sieht.
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Beste Freundinnen stellen sich den Fluten gemeinsam.
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Von Tamila aus Trichy wissen wir: Das Paar am rechten Bildrand ist bereits mehr als drei Monate verheiratet.
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Bei diesem Anblick ist Anne erleichtert, dass man ihr noch nichts aus den Rippen geschnitten hat.
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Petra nannte ihn sofort Lucky. Anne fiel es schwerer, Freundschaft zu schließen.
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Magic Madurai

Höflicherweise greifen die Menschen in Madurai nur nach dem obersten roten Ball.
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Je länger Petra hier ist, umso öder findet sie ihre eigenen Klamotten.
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Diese Frau lächelt aus Dummheit. Sie ahnt nicht, dass Briefkästen in Indien nur der Dekoration dienen. Alle anderen wissen: Indische Post kommt nur an, wenn der Postmitarbeiter sie vor den eigenen Augen abgestempelt und in den richtigen Sack getan hat.
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Petra weiß schon beim Aufstehen, was sie hier bestellt. Das Sri Sabareesh Tagesmenü.
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Eines von vielen Thalis auf Bananenblättern im Sri Sabareesh. Das ist ohne Witz das beste Essen der Welt.
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Wir überlegen zu Hause ähnliche Blumenornamente zur Mittagszeit aufzulegen.
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Petra ist ein geselliger Mensch und findet schnell neue Freunde. Heute: im Erlebnispark neben dem Ghandi-Museum.
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Ghandi war ein super Typ, hatte aber leider eine Sauklaue.
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Kölner wissen: Elf Gesetze, das ist eine gute Zahl.
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Ghandi kann man in dieser Stadt auch rauf und runter lassen.
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Anne erlebt ein neues erstes Mal. Diesmal mit Jack’s Frucht.
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Für Petra ist der Sri-Meenakshi-Tempel der schönste, den sie je gesehen hat. Anne findet ihn schon deswegen super, weil er so vielen Tauben ein Zuhause bietet.
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Anne hat wegen Christopher nicht so viel vom Tempel mitbekommen. Denkt Petra.
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Gläubige finden hier die Erklärung für Multitasking. Für Ungläubige wirft dieser Tempelausschnitt anatomische Fragen auf.
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Petra grinst nur, weil sie davon ablenken will, dass sie keine Ahnung hat, wat der Driss mit dem Pöttchen im Pöttchen soll.
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Büdchen auf Indisch.
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Honni und Breschnew im Karnevalskostüm?
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Verliebt in Madurai

„Du wirst dich in Madurai verlieben“, ruft Petra, die mit ihrem schweren Rucksack hinter mir her durch das Gedränge auf dem Busbahnhof von Trichy hastet.
Woher weiß sie das? Hat Indiens Spiritualität so stark auf sie gewirkt, dass Petra jetzt schon in die Zukunft gucken kann? Und selbst, wenn: Ich bin doch gar nicht auf der Suche nach einem Mann!
Um diesem komplexen Gedankengang Ausdruck zu verleihen, reicht meine Kraft in der Hitze nicht. „Hä?“, rufe ich zu ihr zurück.
„Madurai soll die Seele von Tamil Nadu sein“, schreit Petra. „Der Reiseführer sagt, dass wir an diese Stadt unser Herz verlieren werden.“
Ach so. Dann bin ich ja beruhigt.

Wir quetschen uns vorbei an einem Stand, an dem fettige Samosa-Gemüseteigtaschen und duftende scharfe Pakoras feilgeboten werden. Obwohl das Duschwasser aus dem Krishna Inn noch nicht lange auf meiner Haut getrocknet ist, merke ich, wie mir ein Rinnsal Schweiß über den Rücken läuft.
„Maderimaderimaderi!“, ruft ein Mann in khakifarbener Uniform wie ein Maschinengewehr. „Maderimaderimaderi!“

Petra bleibt bei ihm stehen. „Excuse me, Mister. Is this the Bus to Madurai?“
Er bewegt den Kopf ein paar Mal hin und her. Noch vor Wochen hätten wir angenommen, dass er die Frage verneint. Jetzt wissen wir: Jawoll, das ist unser Bus.
Wir erklimmen die steilen Stufen ins Businnere, streifen die Rucksäcke ab und lassen uns auf den Sitz fallen.

Madurai, so erklärt mir Petra, soll die geheime Hauptstadt von Tamil Nadu sein.
„Als Kölner sind wir dann ja hier genau richtig“, meine ich. „Immerhin denken wir ja auch, dass wir in der heimlichen Hauptstadt leben.“
„Ich bin doch keine Kölnerin.“ Petra schaut mich empört an. „Ich bin Norddeutsche und lebe nur in Köln!“
Stimmt natürlich, schließlich ist sie in Jarmen in Meckpomm geboren.
Aber haben die Jahre in der Domstadt nicht doch ein bisschen abgefärbt?

Auf der anderen Seite des Ganges sitzt ein Pärchen. Die junge Frau, fast noch ein Mädchen, hat feine Gesichtszüge, ihre glänzenden schwarzen Haare schauen unter dem Schal des Saris hervor. Sie dreht sich zu uns herum, lächelt und nickt zum Gruß. Dann reicht sie uns eine Tüte mit viereckigen Süßigkeiten aus Erdnüssen und Karamell, die auch an den Ständen im Bahnhof verkauft werden, und köstlich auf der Zunge schmelzen.

„Maderimaderimaderi!“
Außer dem Schlachtruf des Busfahrers dringen Stimmengewirr, Hupen und anfahrende Wagen zu uns herein. Durch das trübe Frontfenster, auf dem außen POINT TO POINT steht und innen ein Sticker mit den rundlichen Zügen von Shiva klebt, sehen wir einige Männer rennen, die kurz darauf das Innere unseres Gefährts erklimmen.

Der Mann in der Uniform klettert nun ins Fahrerhäuschen und lässt den Motor aufheulen. Es riecht intensiv nach Benzin. Er drückt ein paar Mal auf die Hupe – ein schier unerträglich lauter Sirenenton. Es ist so heiß, dass der bunte Hippierock, den ich mir gekauft habe, an meinen Beinen klebt und wir beide auf unserer Plastiksitzbank vor uns hin schwitzen, selbst an den Unterarmen.
Der Fahrer manövriert mit so viel Schwung rückwärts aus der Busparklücke, dass wir uns an der Metallstange des Vordersitzes fast die Zähne ausschlagen.
Petra und ich sehen uns an.
„Ich liebe Busfahren in Indien!“, rufen wir gleichzeitig.

Das Pärchen lehnt sich zurück. Der Mann legt den Arm um seine Liebste, seine Hand liegt lässig auf der Lehne.
Wie schön! Der Busfahrer kurvt um die Ecken, als wäre dies sein allerletzter Trip – und hier im Bus wird nicht nur Petra und mir warm vor Glück. Mit dem Fahrtwind kühlen wir etwas ab, das Gefühl bleibt.

Nach einer vierstündigen Fahrt mit Pinkelpause und Stippvisiten in allen kleinen Orten auf dem Weg, erspähe ich schließlich auf den staubigen Werbetafeln am Straßenrand das Wort Madurai. Wenig später schlingern wir durch eine Straße, die ihren Haupterwerb aus dem Verkauf von Zwiebeln zu ziehen scheint.
„Falls du mal weinen möchtest, solltest du vielleicht hierher kommen“, meint Petra trocken.
„Weinen? Soll ich mich etwa unglücklich in diese Stadt verlieben?“
Sie lacht und schüttelt den Kopf. „Jedenfalls geht Liebe durch den Magen. Hunger?“
Eine blendende Idee. Indisches Essen liebe ich nämlich sehr. So sehr, dass ich froh bin über die Hose mit Gummibund, die mir ein Schneider in Mamallapuram angefertigt hat.

Nachdem wir unser Gepäck in der Unterkunft deponiert haben, beginnen wir mit der Futtersuche. Der Reiseführer schlägt ein Restaurant in der Nähe vor. Mit dem Buch in der Hand fahnden wir danach.
„Where you headin?“ Ein großer, kräftiger Mann mit heller Haut und Basecap hält uns an. Ami? Neuseeländer? Australier?
Kanadier – und klassischerweise auch noch Holzfäller.

Wir kommen ins Gespräch, und da Christopher gerade ebenfalls der Hunger plagt, sitzen wir bald darauf in seinem Lieblingsgasthaus, dem Sri Sabareesh in der Nähe des Bahnhofs. Es quillt schier über vor Menschen, denen die Küchenjungs ein Bananenblatt vorlegen, auf das sie aus verschiedenen Töpfen Reis, Pappadams und bunte, wohlriechende Soßen und eine Art würzigen Kartoffelsalat klatschen. Ein typisches indisches Mittagessen, dieses Thali, das immer wieder nachgefüllt wird, solange man hungrig ist.
„Mmmmmh.“ Petra steckt sich mit den Fingern noch etwas Reis mit Sambar in den Mund, dann noch ein wenig würzige Kartoffelmatsche hinterher.
Ich bin schon satt, knabbere aber trotzdem noch an einer in Salzlake getrockneten Chilischote, gar nicht scharf, eher aromatisch.

Christopher war als Kind mit seiner Mutter in Oshos Ashram.
„Ich verbringe hier den Winter“, erklärt er. „Ist günstig, und was soll ich zu Hause sitzen, wenn ich da ohnehin keine Arbeit habe?“
Ihn interessieren Religion, Sprache und Geschichte und so ist er auf der Suche nach neuer Lektüre – so sehr, dass er jedes Jahr ein paar Kilo Bücher nach Hause schickt. Er hat vor, zur Buchmesse nach Kalkutta zu fahren.
„Da habt ihr ja was gemeinsam“, ruft Petra entzückt. „Anne ist Autorin und sie fährt jedes Jahr auf die Buchmesse in Frankfurt.“
Ihre Augen glänzen, während ihr Blick zwischen uns hin und herwandert.
„Die Preise der Post sind allerdings gestiegen, dieses Jahr werden es wohl weniger“, meint er und wischt sich mit der Hand über den Mund. „Vielleicht nur zwanzig Kilo.“
Der Typ ist nett. Aber wann will er das alles nur lesen?
„Es gibt eben so viele interessante Bücher“, sagt er und erzählt von einem, das belegen soll, dass alle Religionsführer eigentlich Yogis waren.
Ich runzele die Stirn. Hätte ich das nur gewusst, als ich mich mit dem Thema Religion beschäftigte.

„Habt ihr Lust, in den Tempel zu gehen?“, fragt Christopher.
„Au ja“, ruft Petra. „Anne findet es bestimmt toll, wenn du uns begleitest!“
Nun, warum nicht.
Auf dem Weg zum Tempel geht sie in einigem Abstand hinter uns her. Christopher und ich unterhalten uns zwar angeregt, aber ich werfe immer wieder einen Blick zurück, um zu sehen, ob sie nicht verloren gegangen ist.

Der Sri-Meenakshi-Tempel ist einer der schönsten, die wir bisher gesehen haben, das Essen war eines der leckersten, die wir je gegessen haben, und Madurai hat ein angenehmes Tempo, eine sehr relaxte Atmosphäre.
Trotzdem scheint irgendetwas mit Petra nicht in Ordnung zu sein. Sie ist so still.

„Alles okay?“, frage ich sie, als wir im Tempel die Deckenverzierungen bewundern.
„Wenn ihr gerne mehr Zeit zusammen verbringen möchtet, dann unternehme ich einfach was alleine.“ Petra sieht mich erwartungsvoll an.
Warum schlägt sie das vor – ich bin doch mit ihr hier? „Aber der hat doch bestimmt keine Zeit. All die Bücher, die er noch lesen muss.“
„Ich glaube, dem bist du nicht egal“, sagt sie.
Ich zucke mit den Schultern.

Erst, als wir wieder auf der Straße sind, fällt bei mir der Groschen. „Ach, du meinst, Christopher könnte der Grund sein, warum ich mich in Madurai verliebe?“
„Na klar, hübsch ist er ja. Und Holzarbeiter. Der kann sogar eine große Frau wie dich hochheben.“
Ich muss lachen und schüttele den Kopf.
Christopher ist nett. Ob er ein Mann für mich wäre, weiß ich nicht.
Was ich allerdings weiß: Petras Jahre in Köln haben tatsächlich auf sie abgefärbt. Oder zumindest der Karneval, in dem es hauptsächlich um das Eine geht.
Ich beginne eine bekannte Melodie zu summen.
„Wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust …“
Nun muss auch Petra schmunzeln.

Ich lasse den Blick schweifen. Das bunte Treiben um mich her gefällt mir. Eine ayurvedische Apotheke, die überquillt vor Töpfchen, Tübchen und Tiegelchen. Ein Kunstgeschäft, indem dunkle und bemalte Holzarbeiten angeboten werden. Eine Gruppe von Frauen mit bunten Saris und einige Männer, die vor einem Haus Chai aus kleinen Gläsern trinken.
Ja, ich bin bereit, mich zu verlieben.
Vielleicht erst mal in diese Stadt.

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Trichy? Tipptopp!

Eine Elvis-Inkarnation in Indien? Für Anne Grund genug, wieder an das Gute im Manne zu glauben. Und das auf der Fahrt von Chidambaram nach Tiruchirappalli, kurz Trichy.
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Ob Trichy viele Menschen zum Weinen bringt? Der Weg in die Innenstadt führt jedenfalls über die Zwiebelstraße.
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Da sage noch mal einer, kariert und gestreift ginge nicht zusammen.
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Erst nach dem Foto erfuhr Anne, dass es sich bei dem Segnungsmal auf ihrer Stirn um abgeflammten Kuhfladen handelte. Petra war froh, dass sie es abgelehnt hatte, da sie sich selbst für Gott hält.
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Der Rock Fort Temple ist nach einem berühmten Käse benannt. Diesen gibt es in ganz Indien aus religiösen Gründen nicht zu kaufen. Glaubt ihr’s?
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Anne ist begeistert von den lebensnahen Taubenskulpturen auf dem Tempeldach.
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So sehen Tempeltoiletten aus.
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Poori Masala: Annes Brot geht fein aufs … äh, ins Töpfchen.
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Wir fragen uns, ob man sauberer aus dem Fluss kommt, als man hineingestiegen ist. Scherz beiseite: Dies ist eine Totenzeremonie.
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Ziegen sind willige Anhänger des Hinduismus. Jedenfalls, solange es Bananenblätter gibt.
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Anne gefällt der Tempel. Petra das Gerüst.
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Noch grinst Petra. Dann bekommt sie vom Tempelelefanten eine gewischt.
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Szenen einer Ehe: Unser Fremdenführer Tamila und Petra stellen pantomimisch dar, wie es drei Monate nach der Hochzeit zwischen Mann und Frau aussieht. Nicht mehr Hand in Hand, wie beim Honeymoon, sondern nebeneinander her, wie es sich gehört.
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Next point: Madurai!
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Ciao Chidambaram

Natur wird überbewertet. Schöner ist der Blick aus dem Hotelfenster auf Tanke, Tempel, Busbahnhof
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Ein idyllischer Sonntagmorgen in Chidambaram: Aufwachen zu den sanften Klängen von Hupen und Motoren
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Mülleimer sind äußerst selten. Aber wenn man einen findet, ist er einfach zum Kuscheln
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Kurz waren wir in Versuchung, bei der Polizei nach einer Unterkunft zu fragen. Immerhin die beste Adresse der Stadt
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Bei uns ist das Ritz das beste Haus am Platz. Hier ist das Ritz ein Witz
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Der Do-it-yourself-Kit für ein Kolam in zwei einfachen Schritten
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Der berühmteste Shiva-Tempel ist genau wie der Kölner Dom: immer bauen se dran
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Geben Kühe, die Plastik fressen, gleich Milch im Tetrapak?
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I can get no disinfection

Chidambaram. Lautmalerisch steht der Name dieser Stadt bestimmt für „Tschingderassabum“.
Die Heimat des angeblich heiligsten Shiva-Tempels zeichnet sich nämlich durch ihren enormen Klangteppich aus. Wenn man Glück hat, mischen sich ins Motorenknattern noch schepperige Klänge aus einem Lautsprecher. Und das Wort Hupkonzert bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Wer direkt an der Straße beim Tempeleingang wohnt, hat die ganze Nacht Spaß. Und auch Gäste, die in den Seitengassen residieren, kommen voll auf ihre Kosten, wie wir schnell merken.

Bisher hatten wir mit dem erstbesten Zimmer stets Glück. Hoffentlich ist das hier auch so. Von der langen Busfahrt aus Pondicherry sind wir wirklich geschlaucht.

Das „Saradharam“ ist laut Reiseführer die beste Adresse.
„Aber das liegt neben dem Busbahnhof“, sage ich. „Ist doch bestimmt viel zu laut.“
Petra zuckt mit den Schultern. „Wie du magst. Wir können auch erst was anderes anschauen.“

Die zweite Adresse, das Hotel Akshaya, liegt in direkter Nähe zum Tempel. Wie praktisch!
Von außen schaut es ganz manierlich aus. Der Eingang liegt in einer lauschigen Tiefgarageneinfahrt. In der Rezeption erwartet uns ein gelangweilter Portier. Er drückt dem Pagen einen etwas ranzig wirkenden Schlüssel in die Hand, worauf der uns in den zweiten Stock führt. Das Zimmer ist von überschaubarer Größe und hat ein Bad, in dem sich selbst Oscar aus der Mülltonne nicht lange aufhielte. Die Nachttischchen sind von einem Fettfilm überzogen, unsere Schuhe kleben am Boden. Och nö.

In der Mansoor Lodge auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdeckt Petra beim Betreten des Zimmers einige Kakerlaken von beeindruckender Vitalität. Es ist ist dunkel.

Das Hotel Grand Park hingegen ist beleuchtet wie ein Casino in Las Vegas, und auch hier ist der Artenvielfalt Tür und Tor geöffnet. Genauer gesagt: Fenster – denn der Insektenschutz vor selbigem hat ein Loch, durch das auch faustgroße Krabbler ohne Mühe Kontakt suchen können.

Wäre ein Aufenthalt im Ritz gleich um die Ecke überhaupt erschwinglich? Der Reiseführer lobt es als das beste Hotel am Platz. So nobel wollen wir eigentlich nicht wohnen, aber es ist spät und wir sind erschöpft. Das Zimmer ist selbst ohne Moskitonetz und mit der Funzel, unter der bereits einige Mücken kreisen, bezaubernd. Es hat nur einen kleinen Schönheitsfehler, nämlich keine Dusche. Wir lehnen ab.

„Haben wir zu hohe Ansprüche?“ Ich kann nicht verhindern, dass ich latent verzweifelt klinge.
Petra grinst. „Diese verweichlichten Touristen von heute halten wirklich nix mehr aus.“ Zumindest sie hat sich ihren Humor bewahrt.

Der Zimmerjunge des Ritz deutet auf die gegenüberliegende Straßenseite. Das RK Residency – ein heißer Insidertipp!

Mit Sack und Pack beladen kraxeln wir die Treppen hinauf. Das Zimmer ist, abgesehen von den schmuddeligen Laken, von herausragender Sauberkeit.
Man sagt ja, alles sei relativ.
„Wat wells de maache?“, fragt Petra und wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Ich kann nicht mehr.“ Sie lässt sich aufs Bett plumpsen.
Ich schnalle mir den schweren Rucksack ab.
Wir bleiben. So erledigt, wie wir sind, bekommen wir von der Unterkunft sowieso nur sehr wenig mit.

Bei einem kleinen Stadtrundgang bekommen wir Appetit. Der Reiseführer schlägt das Anupallavi vor, ein Restaurant, das zum Hotel Saradharam gehört.
„Kommt mir irgendwie bekannt vor“, sage ich.
„Das ist das neben dem Busbahnhof“, meint Petra. „Da war’s uns zu laut.“
An die Klangkulisse haben wir uns inzwischen gewöhnt, da kann auch der Busbahnhof nicht mehr schrecken. Und beim Essen stört das Gehupe ja auch nicht.

Das Hotel liegt etwas zurückgesetzt hinter einer Tanke, aber der Eingang sieht respektabel aus. Nebenan befindet sich das Restaurant, das ein ausgesprochen scharfes, aber umso schmackhafteres Gemüsecurry im Angebot hat. Beschwipst von den Gewürzen, beschließen wir uns nur so zum Spaß mal ein Zimmer anzusehen. Der Portier ist freundlich. Es ist sauber. Das Bettzeug hat nur wenige Löcher. Es riecht allenfalls dezent nach Abfluss im Bad. Hat aber eine Dusche. Die Insekten sind, wenn welche da sind, keine Rampensäue. Und es gibt W-LAN! Verglichen mit allem, was wir heute gesehen haben, ein Palast.

Kurzerhand holen wir unser Gepäck aus dem RK Residency und checken im Saradharam ein.
„In Chidambaram gilt jedenfalls: Et hät noch immer jot jejange!“, denke ich noch, als wir im Bett liegen. Und dann fallen mir auch schon die Augen zu.

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